El Qusier April 2001

Reisebericht 

(Zuerst eine kleine Diaschau)

Bootssafari auf der DABY II 

Vorspiel

Die Reise


Sonntag

Die Fahrt ging zunächst Richtung Süden in die

Mangrove Bay (84´12m, südlich von Utopia Beach Hotel, Nordseite) und wir machten hier unseren ersten Tauchgang über 84min. Im Nordteil gibt es einen intakten, wunderbaren Hartkorallengarten (gepflegt von einem Gärtner?). Gleich zu Beginn spielten wir (meist war ich mit Detlef und Ahmed zusammen, beide mit Videokameras ausgerüstet) mit einem Oktopus, der sich in einer großen Kegelkoralle versteckte. Später tauchte eine Riesenmuräne auf und eine große Gruppe von Fledermausfischen, die man ja nicht so oft sieht. Kaum an Bord ging’s auch schon weiter nach

Marsa Turomby (72´14m,Aussenseite), wo wir gegen 17.30 Uhr unseren zweiten Tauchgang begannen. Eigentlich war es ein Dämmerungstauchgang, die Fische suchten ihre Nachtquartiere auf und die Federsterne kletterten aus ihren Verstecken. Hier gab es wirklich unglaublich viele in allen Farbvariationen. Zum ersten Mal sah ich einen Federstern durchs Wasser  schweben. Und dann das fast unfassbare! Wie oft war ich schon am roten Meer, wie viele Nachttauchgänge habe ich hier schon gemacht? Direkt unter uns eine ausgewachsene spanische Tänzerin in ihrem leuchtenden Rot! Ein Glücksfall? Nein, auf dieser Reise wird es nicht die Letzte gewesen sein. Nebenan wühlte eine klebrige Schlangenseegurke mit ihren Tentakeln am Boden. Auf dem Rückweg (es war mittlerweile stockdunkel) sahen wir noch mehrere Dornenkronen. Damit war der erste Tag gleich mit einem Highlight vorbei. Die zweite Nacht in der Kajüte, bewacht von aufmerksamen Kakerlaken, begann.


Montag

Shona (72´14m)

Früh waren wir wieder wach, um 7 Uhr bereits wieder vor dem Frühstück unter Wasser. Herrlich! Gleich unter uns 5 Blaupunktrochen, die wohl noch schliefen. Eine Ring-Chromodoris! Das Riff nicht sonderlich intakt, nicht die Qualität wie am Mangrove Bay. Nach dem reichlichen Frühstück ging die Fahrt nach Abu Dabab, einem Außenriff aus mehreren Ergs. Zunächst nach

Abu Dabab 4(85´18m, Ost) Direkt in der Nähe des Schiffs blieben wir an 4 kleineren Ergs hängen und genossen alles, was das Rote Meer zu bieten hat. So hatten wir sehr viel Zeit für Feinheiten, die kleineren Lebewesen, an denen man oft achtlos vorbeischwebt.

Abu Dabab 6(80´16m, Westseite) Bei schlechter Sicht, es waren viele Schwebeteilchen im Wasser, hatten wir Zeit uns um einige Grundeln (Magnus´ Partnergrundel oder Steinitz´ Partnergrundel) zu kümmern, die wie üblich ihre Höhle bewachten , während der Knallkrebs Hausputz hielt. Auf dem Rückweg wurden wir von zwei mächtigen Napoleons in Augenschein genommen.

Abu Dabab 4(34´13m, Nachttauchgang, Südseite) Gegen Abend trieben Unmengen von roten Quallen im Wasser, sodass wir glaubten auf den Nachttauchgang verzichten zu müssen. Doch der Kapitän des Bootes überzeugte uns von der Ungefährlichkeit der Quallen; er fischte einfach eine mit bloßen Händen heraus. Der Nachttauchgang mit Detlef zusammen begann. Unwirklich, durch Hunderte von treibenden Quallen zu schweben; zerbrechliche Gebilde, die mit ihren feinen Fäden langsam durch das Wasser schwebten. Unter mir am Boden ein schlafender Blaupunktrochen, dem die Punkte fehlte, er war so merkwürdig schwarz... ein großer Stechrochen! Direkt daneben entdeckte ich einen Blaupunktrochen, was für ein Größenunterschied! Im Schein unserer Lampen erkannten wir immer mehr Blaupunktrochen, die sich teilweise im Sand eingruben. Ein sehr schöner Nachttauchgang.


Dienstag

Früh um 5 Uhr ging es dann zum

Elphinstone (68´28m, Drop off Ost) Um 6 Uhr sprangen wir alle gemeinsam vom fahrenden Boot an der Nordseite des Außenriffs ins Wasser, direkt unter uns drei Haie! (vermutl. Silberspitzenhaie) Zwei verschwanden gleich, einer beäugte uns noch eine Weile von der Seite aus nächster Nähe und zog dann auch ins offene Meer. Durch eine Schule von ca. 100 Barrakudas hindurch schwebten wir am Außenriff entlang. Das schönste Riff, dass ich jemals gesehen habe. Es ist vollkommen mit Weichkorallen bewachsen, keine einzige freie oder zerstörte Stelle an der Wand. Neben uns im offenen Meer ein einzelner großer Barrakuda, dann noch drei große Dickkopf- Stachelmakrelen und  Myriaden von kleinen Fischen direkt über den Korallen, hauptsächlich Fahnenbarsche. Ich konnte mich nicht satt genug sehen. Das Boot ankerte über dem Südplateau und nach über einer Stunde kamen wir dort wieder an die Oberfläche. Nach dem Frühstück wollten wir alle die gleiche Tour noch einmal. Also rein in den Zodiak, hoch zum Nordplateau , ins Wasser und um uns herum.......totales BLAU, sonst Nichts! Der Guide hatte sich verschätzt und wir trieben mit der leichten Strömung alle weg vom Riff, raus aufs Meer. Saublöd! Nacheinander wurden wir alle vom Zodiak wieder eingesammelt und wieder zum Boot bebracht.

Nach einer kleinen Pause dann ein erneuter Versuch.

Elphinstone (50´ 20m)

Diesmal versuchten wir es an der Ostseite des Riffs. Der Zodiak setzte uns weit vom Schiff entfernt am Riff ab und wir sahen wieder die ganze Steilwand mit Weichkorallen bewachsen, Korallen in allen Schattierungen. Ich blieb lange an einer Stelle und untersuchte diesen Teil des Riffs. Nach und nach erkannte ich mehr und mehr Details; drei größere Pyjamaschnecken weideten auf den Hartkorallen, Seenadeln dazwischen, Rotmeer- Fahnenbarsche mit den charakteristischen Seitenstreifen überall. Insgesamt war alles ein Paar Nummern größer als anderswo.

Nach dem Mittagessen zogen wir weiter zum

Dolpin-Reef (70´18m, Ergs vor der Lagune) An der vom Riff gestalteten Lagune ankerten wir an einer Boje und gingen gleich unter Wasser zu den vorgelagerten kleinen Ergs. Einer nach dem anderen tauchte in das Höhlensystem des Ergs ein, nach einer halben Stunde gab uns dieser Irrgarten wieder frei. Auf dem Rückweg dann die Überraschung: plötzlich war nur noch lautes Pfeifen im Ohr; Delfine kamen über uns hinweg und schwammen direkt in die Lagune. Eine wahrhaft riesige Muräne lugte aus einem Korallenblock, die größte, die ich jemals gesehen habe (größer als die, die uns in Hurghada nachjagte, Fred) Ahmed kraulte sie zärtlich auf dem Kopf.

Die nächsten Highlights folgten beim Nachttauchgang in der Lagune des Riffs

Dolphin-Reef  (50´14m, Nachttauchgang)

Zwischen Colaflaschen, alten Schuhen, Alufolie, Bleistücken von Gurten und anderen Zeugnissen der Menschheit entdeckten wir zwei große Flankenkiemer , die langsam über den Grund zogen. Die eine dunkelrot, die andere mir großen weißen Flecken. Bald sahen wir nochmals eine spanische Tänzerin, daneben eine braune Korallenkrabbe. Die Fische schliefen ja fasst alle und die Tiere der Nacht waren nun wach; es war so gegen 22 Uhr. Wir trauten unseren Augen nicht: eine Seeschlange (Enhydrina schistosa) schlängelte sich unter uns durch den Sand. An Giftigkeit wohl kaum von Landschlangen zu überbieten. Ein Glücksfall, es war kein täuschend aussehender Aal (Ringelschlangenaal). In den Korallenblöcken leuchteten viele Augenpaare uns entgegen; Augen von Grünaugen-Tanzgarnelen.


Mittwoch

Am nächsten Morgen tauchten wir noch mal am

Dolphin-Reef  (65´30m, Ostseite des Riffs)

Mit dem Zodiak nach Norden und wie üblich rückwärts ins Wasser, runter auf 30m und gleich ein Grauer Riffhai direkt neben uns. Hunderte kleiner Regenbogenrenner im Schwarm um uns herum.

Es herrschte starke Drift nach Süden, also in unserer Richtung, wir brauchten uns praktisch nicht zu bewegen. Kaum wieder draußen, blies ein starker Nordwind auf dem Meer und schüttelte selbst das Boot in der Lagune. Wie aber wollten gleich noch vor dem Ablegen

mit den Delfinen schnorcheln,

die in der Lagune ihre Kreise zogen. Der Zodiak brachte uns (Heike, Ahmed und mich) näher und ließ uns dicht bei den Tieren raus. Es mochten wohl über hundert gewesen sein, man konnte sie nicht zählen. Große und kleine, auch Jungtiere waren dabei. Sie beäugten uns neugierig, hielten zunächst Distanz von wenigen Metern. Sie schwammen langsam, doch mithalten konnten wir nicht. Sofort fiel die waagerechte Schwanzflosse auf, die sie als Säugetiere im Gegensatz zu Fischen auszeichnet. Nach einiger Zeit kamen sie auch näher, zwangsläufig berührten sie uns und wir sie. Ein wunderbares Gefühl, so dicht bei diesen großen Tieren zu sein; ich hatte keine Furcht. Sie kreisten um uns, eine zauberhafter Reigen. Diese Begegnung wird wohl keiner vergessen.

Der Rückweg war nun dran über die schwere See kamen wir kaum vorwärts. Stundenlang kämpfte sich das Schiff zurück nach Abu Dabab, merkwürdigerweise wurde keinem schlecht.

Am Nachmittag dann in

Abu Dabab 3(53´12m) ein Tauchgang zwischen vielen abgestorbenen Korallen, die ein bizarres Bild dieser Unterwasserwelt zeigten. Zwischen merkwürdigen Formationen hindurch kam ein Napoleon direkt auf mich zu; ich hätte ihn leicht anfassen können. Gut ließen sich die farbigen Strukturen auf seiner Haut beobachten. Vermutlich hat er mich auch genau inspiziert.

Ich deutete Peter an doch ein Bild von einem Blaupunktrochen zu machen, der direkt neben einer alten Batterie lag! Immer wieder Spuren der „Zivilisation“.

Die Fahrt ging weiter zurück nach

Shona (40´13m,Nachttauchgang). Mohammed, Barbara und ich tauchten gegen 21Uhr unter Wasser und hatten wohl einen der schönsten Tauchgänge vor uns. Mohammed voraus, immer auf der Suche nach den Highlights und wir hinterher. So hatte ich Zeit für einen Anemonenträger, Dornen-Spinnenkrabben und eine Rotmeer-Chromodoris. Der Einsiedlerkrebs trägt stets mehrere Anemonen mit sich herum, vermutlich zur Verteidigung. Die Dornen-Spinnenkrabben sind schon interessante Tiere, sehen sie doch einem Fussel ähnlicher als einem Tier. Erst wenn der Fussel sich koordiniert bewegt, erkennt man, dass es ein Lebewesen ist. Die Prachtsternschnecke zählt für mich zu den schönsten ihrer Art. Schwarzgrundig mit roten Flecken oder rotgrundig mit einem schwarzen Netz? Mohammed füllte die Zeit zwischendurch aus mit anderen Sensationen: Zwei Flankenkiemer , zwei spanische Tänzerinnen, mehrere Hauben-Sepia und ein gepunkteter Schlangenaal. Alles auf kleinstem Fleck.


Donnerstag

Wir blieben in

Shona (65´20m)

Der Zodiak brachte uns noch vor dem Frühstück hinüber zur Südseite. Hier erlebten wir eine voll intakte Unterwasserwelt mit ungeheurem Fischreichtum. Einzelheiten waren praktisch nicht wahrzunehmen, stets suchte das Auge Neues aufzunehmen, wir konnten uns nicht satt sehen. Dazwischen begleiteten wir zwei Schildkröten am Riff entlang. Auffällig waren auch die vielen großen Meerbrassen, die zwischen den Korallen oben in der Brandung standen.

Nach dem Frühstück (so viel habe ich schon lange nicht mehr gegessen wie auf dieser Fahrt, der Körper hat´s gebraucht) tauchten wir noch an der Nordseite entlang, wo wir gestern den Nachttauchgang machten. Ich habe mich nicht mehr zurecht gefunden. Tag und Nacht am selben Riff sind zwei verschiedene Dinge. Auch hier war die Unterwasserwelt intakt. Nur die Zigarren-Lippfische möchte ich hier anführen, die hier meine Aufmerksamkeit hatten.

Wieder über eine aufgewühlte See fuhren wir nach

Mangrove Scharm(43´28m, einige Kilometer südlich von Mangrove Bay), wo das Schiff die Schraube verloren hatte. Also hieß es: Schraube suchen. Mit deutscher Gründlichkeit wurde eine Kette gebildet, abgetaucht und an der vermuteten  Stelle in Formation gesucht. Nichts haben wir gefunden. Doch: ein Stechrochen, der sich wohl zum schlafen hingelegt hat, wurde durch unser „militärisches“ Auftreten verscheucht. Der Riffhang war außerordentlich bizarr und verwinkelt, mit Höhlen durchsetzt. Wir (Detlef, Heike, ich) entschlossen uns zu einem Nachttauchgang hier in

Mangrove Scharm(49´13m). Die Sicht war schlecht, viele Schwebeteilchen im Wasser. Doch wir entdeckten vieles: ein Buckel-Bärenkrebs, Doppelpunkt-Steinkrabben, zwei Flankenkiemer, wieder die Dornen-Spinnenkrabben, einen sehr großen Lederseeigel und zum Schluss noch neben einer Muräne einen sehr großen Zackenbarsch. Vor dem Tauchgang wollte keiner so recht, jetzt wollte keiner mehr aus dem Wasser raus. Das war kein schlechter Tauchgang.


Freitag

Wir blieben an diesem Morgen noch in

Mangrove Scharm(58´26m) und suchten nochmals nach der Schraube, wieder ohne Erfolg.

Mit der Formation suchten wir ein recht großes Gebiet ab, das uns der Kapitän zeigte, wo er wohl seine Schraube verlor. Mohammed, so zeigte sich, hatte keine Ahnung vom schwimmen nach dem Kompass. Er schwamm orientierungslos im Zick-Zack vor uns hin und her. Nach dem Frühstück dann Weiterfahrt zum letzten Tauchplatz, den wir schon kannten.

Mangrove Bay(56´10m) Dieser Abschluss unter Wasser war nochmals ein Spaziergang durch den herrlichen Korallengarten. Unsere Augen versuchten so viel wie nur möglich mitzunehmen, abzuspeichern für die kommenden Wochen und Monate wieder in Deutschland, wo wir immerhin unsere Baggerseen hatten, die auch nicht zu verachten sind....

Hier noch ein Verweis auf die Seite von Hedy & Peter, die mit auf dem Boot waren: http://www.hepeboeck.de mit einigen netten Bildern.


Nachspiel

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