Tauchsafari auf der Lady Sarah
Südtour
vom 13.8.-20.8.02 im Roten Meer
Es ist mal wieder soweit.
Mitte August nach Ägypten, dass kann doch nicht wahr sein. 43°C im Schatten.
Aber nicht auf einem Safariboot. Gebucht haben wir eine einwöchige Reise bei
ORCA ins Lahami Bay südlich von Marsa Alam. Zwei Monate vor Reisebeginn dann
die Nachricht: Lahami Bay geht nicht, da wird noch mächtig gebaut. Was nun?
Alternativ können wir ja ins nächstbeste Hotel oder auf ein Safariboot namens
Whisper, das im Mai vom Stapel lief. Was, ein neues Boot? Toll. Da wird ja auch
nach ägyptischen Verhältnissen alles noch funktionieren. Zwei Wochen vor
Abflug dann die Ernüchterung: angeblich sind wir beide (Stefan und ich) die
einzigen Passagiere auf dem Schiff; da macht ORCA nicht mit. Wir werden ohne
Zuschlag auf ein anderes Boot umgebucht, die Lady Sarah. Zumindest im Prospekt sieht sie ja wirklich gut
aus.
Dienstag
Der erste Flieger geht kurz vor 7 Uhr nach München, der
Sammelstelle aller, die nach Marsa Alam wollen. Denn nur von hier gibt es zur
Zeit einen Direktflug. Einige Stunden später dann die pünktliche Landung in Ägyptens sonnigem Süden bei über 40°C.
Ganz schön warm. Ein Kleinbus bringt uns und die anderen Reiseteilnehmer
(zum
Glück war keine geschlossene Gruppe dabei) nach 3 Stunden Fahrt auf der
Küstenstraße an den Steg von Hamata. Abenddämmerung. Dieselgeruch und
Dieselpfützen, rostige Blechteile und viele verwehte Plastiktüten: Wir sind in
Ägypten. Da liegt sie nun im Wasser: Eine wirkliche Lady.
Mit dem Zodiak setzen wir
über und Patrick (der Tauchguide) sowie Tim (sein Hilfsassi) begrüßen uns mit
einem kühlen Willkommenstrunk. Was für ein Boot. Ein riesiger klimatisierter
Aufenthaltsraum! Die Kabinen, auch klimatisiert und mit eigener Toilette und
Dusche. Und die Betten sind richtig breit und frisch bezogen. Und alles
funktioniert. Wunderbar. Zimmereinteilung, Tauchgerödel verstauen und schon
wird der nächste Tag geplant.
Wir haben bei dieser
Bootstour die sogenannte „Südtour“ gebucht. Eine festgelegte Reiseroute,
die uns bis zu den Riffen von St. Johns führen soll. Doch Patrick hat noch
anderes mit uns vor. Davon später.
Mittwoch
Vom Steg von Hamata läuft
die Lady am späten Morgen dann aus. Unsere erste Station ist Abu
Ghalawa(60´/15m), ein kleines Riff mit geringer Tiefe, aber einem gesunkenen Schleppdampfer in 10-15m Tiefe,
der kieloben an der Riffwand anlehnt. Patrick „beobachtet“ unser taucherisches
Können wohl vom Boot aus; der Checkdive ist beendet. Die Wassertemperatur liegt
etwa bei 30°C, mit Shorts und T-Shirt wäre tauchen möglich. Das Wrack und das
Riff sind nicht besonders, ich habe Zeit für einen Torpedobarsch und schaue
eine Weile zwei Mertens-Partnergrundeln zu.
Einige Seemeilen
nordöstlich liegt unser nächster Tauchplatz: Malahy(68´/16m) im Gebiet der
Riffe von Fury Shoal. Malahy ist ein Labyrinth von Einzelblöcken, die teils
schon oben zusammenwachsen. Ein sehr schönes noch intaktes Riff . Patrick sucht
für uns eine Höhle inmitten des Gewirrs. So hat jeder noch etwas Zeit zu
Schnorcheln oder das Mittagessen zu verdauen. Also alle miteinander dem Führer
folgend finden wir in der geräumigen Höhle fünf kleinere Weisspitzen-Riffhaie
vor; teils schwimmend, teils schlafend. Die beiden kleinsten kreisen um uns
herum und zeigen keine Furcht. Nachdem nun alle durch die Höhle geschleust
wurden, schwimme ich mit Stefan wieder zurück und wir verbringen den Rest
unserer Zeit bei diesen Tieren. Fast eine Stunde mit diesen eleganten Schwimmern
zusammen ist schon ein Erlebnis. Ein Tier umkreist mich unentwegt und ich kann
mich nicht zurückhalten, es mit der Hand mehrmals zu berühren. Die Haut fühlt
sich rauh und gummiartig an. Natürlich war es eine Dummheit: Auch ein kleiner
Hai von 50cm Länge kann sich blitzschnell umdrehen und zubeißen. Und dann
lässt er nicht wieder los. Selbst in einer für den Hai lebensbedrohlichen
Situation, z.B. wenn man ihn damit aus dem Wasser hebt, wird er den Biss
manchmal nicht lösen (nachzulesen bei Dieter Eichler: Gefährliche Meerestiere
erkennen). Außerhalb der Höhle erwarten uns zwei Napoleons und im Freiwasser
ein großer Barrakuda, ein Einzelgänger. Dem soll man wohl auch nicht zu nahe
kommen. Jede Menge Halbschnäbler schwimmen beim auftauchen dicht unter der
Wasseroberfläche um das Boot herum. Ein sehr schöner Tauchgang.
Das Boot legt ab und fährt
Richtung Südost bis Sataya(44´/11m) (unterhalb des Dolpinreefs); hier bleiben
wir für die Nacht und unternehmen unseren ersten Nachttauchgang. Eine
wunderschöne spanische Tänzerin empfängt uns gleich beim Abtauchen im Sand.
Wir haben hervorragende Beobachtungsmöglichkeiten (mit meiner Lupe) und
entdecken auch die beiden Imperatorgarnelen, die sie ständig begleiten. Man
muss sehr genau hinsehen, um die Tiere zu erkennen. In bester roter Tarnung
(Partnerlook) krabbeln sie emsig auf der großen Schnecke herum und verschwinden
oft im „Mantelsaum“. Aus vielen Löchern des Riffs schauen uns Dutzende
leuchtende Augenpaare zu. Manche Scherengarnelen wagen sich auch aus ihren
Höhlen heraus und zeigen ihre ganze Schönheit.
Donnerstag
Sehr früh am Morgen
springen die Diesel an und die Fahrt geht in der Dunkelheit Richtung Küste der
Halbinsel von Berenize. Early Morning Dive beim kleinen Riff Abu Diab(70´/43m).
In 30m sehen wir einen ausgewachsenen Weisspitzen-Riffhai, sonst gibt es unten
nichts zu entdecken (wir haben eben nicht besonderes gesehen). In 5m verbringen
wir den Rest unserer Tauchzeit und sehen uns den Riffblock zweimal rundherum an.
Viele Schnapper stehen dicht an dicht oben an der Riffkante und wiegen sich mit
dem Wellengang. In einer kleinen Höhle habe ich dann Zeit für wiederum noch
kleinere braune Korallenkrabben. Das Frühstück ruft...
Es folgt ein langer Schlag
bis südlich von White Rock nach Shaab Iman(58´/29m), ein kleines Riff vor dem
Mittagessen. Ich habe nicht viel von diesem Tauchgang. Nach 10 Minuten plagen
mich mächtige Bauchschmerzen und Blähungen und ich will nur noch zurück zum
Schiff. Doch der Zodiak lässt auf sich warten. Soll es das Ende der Tauchsafari
für mich sein?
Im Bett in meiner Kabine
fühle ich mich am wohlsten, die Bauchschmerzen lassen aber nicht nach. Rettende
Engel um mich herum: Annette und Marielis haben die richtigen Medikamente für
meine „Unpässlichkeit“ dabei. Der Darm beruhigt sich. Wie oft ist mir
ähnliches schon passiert (und nicht nur mir...) Anderer Ort, anderes Essen, und
so weiter.
Vielen Dank nochmals für
die Hilfe! Den Nachmittag verbringe ich in der Kabine und das Schiff fährt
weiter Richtung Süden bis zum Eden Reef(38´/19m), westlich von St. Johns
gelegen. Wir sind praktisch da. Erst will ich nicht mit, doch dann sage ich mir,
ob im Bett oder unter Wasser: unter Wasser siehst du was. Und es gibt etwas zu
sehen. Einen herrlichen Korallengarten! Natürlich wieder mit den beiden Napoleons
(ob die mitgeschwommen sind?)
Tischkorallen von beachtlicher Größe. Pilzkorallen, Hirnkorallen,
Mosaikkorallen, Rosenkorallen, Feuerkorallen, Stachlige Korallen, Buschkorallen,
Dornige Korallen, „Salatblätter“, Fächerkorallen, hab ich was vergessen?
Was ist los? Mein Regulator
bläst ab! Was kommt noch alles? Patrick hat den Fehler in wenigen Minuten
behoben, nun ist er wieder ok. Nicht nur ein gutes Schiff, auch ein Guide mit
gut sortierter Reparaturwerkstatt. Was will man mehr! Wir fahren zu unserem
Nachtliegeplatz nach St. Johns Downtown, dem westlichsten Riff der Gruppe. Auch
andere Boote haben sich schon eingefunden, die Heaven One, die Admera und
andere.
Das Ende des Bughalteseils
(vermutlich mache ich mich damit lächerlich aber ich kenne nicht den richtigen
seemännischen Ausdruck. Aber auch der ADAC lernt momentan dazu: es soll wieder
Blinker beim Auto heißen und nicht mehr Fahrtrichtungsanzeiger! Jawohl.) Also
am Ende des Seils ist ein kleiner Riffblock, der unten einen viel kleineren
Durchmesser besitzt als oben. Wie ein Pfifferling etwa. Da machen wir den
Nachttauchgang. Dieser Block ist sowas von schön, man glaubts fast nicht. Fünf
Nachttauchgange könnte ich hier machen und immer wieder neues entdecken. Das
Rote Meer auf kleinstem Raum. Toll sind die Überhänge, kreischend bunt und
vielfältig bewachsen. Die Anemonen gegen langsam auf. Ein Festival für
spanische Tänzerinnen scheint hier zu sein; welche kann am besten tanzen?
Dieser Pfifferling ist ein Geheimtipp. Das Sakara-Bier schmeckt mir auch wieder,
der Bauch ist still. Wir sitzen noch wie üblich eine Weile zusammen und teilen
uns unsere Eindrücke mit. Ein wirklich schöner Tauchgang.
Freitag
Heute wird’s hart,
hammerhart. Gut dass ich morgens nicht auf die Uhr schaue, wenn die
Schiffsdiesel anspringen und das Schiff Fahrt auf nimmt. Aber heute morgen war
wirklich früh. Wir sind auf dem Weg nach Habili Ali(71´/58m), von Patrick
liebevoll Habili Habibi genannt. Das Riff hat die Form einer liegenden Banane,
die Lady lässt uns am Westende ins Wasser. Und es geht tief runter. Patrick
voraus, fast alle hinterher. Ich auch. Konfus und chaotisch, ohne Ordnung. Auf
50m sehe ich Patrick und Christian tief unter mir, Schatten über mir. In dieser
Tiefe ist das Meer kobaltblau, es ist traumhaft schön in diesem Blau, nichts
weiter als dieses Blau. Traumhaft schön und unheimlich zugleich. Ich höre
Patrick schreien! Er fuchtelt mit den Händen durchs Wasser und deutet
Stierhörner an? Da sehe ich sie. Drei mächtige Tiere kommen direkt auf mich
zu, Entfernung vielleicht 10m. Hammerhaie. Nebeneinander. Der Linke schwimmt
links vorbei, der Rechte rechts vorbei und der mittlere hält in kurzem Abstand
inne und dreht seitlich ab. Das waren nur Sekunden. Aber die sehen gar nicht so
hässlich aus wie ich dachte. Mit ihrem verbreiterten Kopf bzw. gebogener Stirn
schwimmen sie elegant und anmutig. Ein Flossenschlag ist kaum zu sehen. Was für
ein Augenblick. Das ich diese Tiere jemals zu Gesicht bekomme. Das habe ich
nicht erhofft. Dann plötzlich noch mehrere graue Riffhaie um mich herum und
dann ist der Spuk auch schon vorbei. Ich halte mich an Annette und Marielis und
wir tauchen gemeinsam noch oben. 100bar in 10m haben wir noch. Fast eine Stunde
lang bleiben wir in dieser Höhe und umrunden dabei das halbe Riff. Lady Sarah
liegt am Ostende vor Anker. Kurz vor der Leine dann doch noch ein Highlight:
Büffelkopf-Papageienfische. Sie ähneln irgendwie einer ausgestorbenen
Saurierart. Das Fische sooo große Zähne haben können. Und alle Dinge sind
drei: ein Dutzend Delfine tauchen plötzlich mit ihrem charakteristischen
Pfeifen auf und schwimmen um uns herum. Ein Lärm unter Wasser! Frühstück.
Nach dem Frühstück
bleiben wir hier und machen den zweiten Tauchgang an Habili Habibi(65´/31m),
allerdings nicht mehr so tief. Viele Weichkorallen wachsen im oberen Bereich,
die Farben reichen von weiß über orange und rot bis zum kräftigen lila. Ein
Blumenladen. Ich habe viel Zeit und schaue in viele Höhlen und unter
Überhänge. Überall gibt es genug zu sehen. Auch rote Korallen. Man möchte
alles erfassen (nicht anfassen!) und abspeichern. Doch man merkt auch schnell,
dass das für das Gehirn eine Überforderung ist. Drei große Hornhechte stehen
unter der Wasseroberfläche in der Strömung und haben ihre Jagdposition
eingenommen. Makrelen patrouillieren im Freiwasser vor der Riffwand und warten
auf eine günstige Gelegenheit zum zuschlagen. Super klares Wasser. Und oben
beim Schiff wieder die kleinen Halbschnäbler. Hab ich vergessen, die beiden
Napoleons zu erwähnen?
Die Schiffsglocke wird
geläutet: Mittagessen. Wie an jedem Tag ist es reichhaltig und nett zubereitet.
Manches muss man nachwürzen, aber sonst alles ok. Felix, Mister Brasil und Ober an Bord ist sehr
aufmerksam und schenkt das Wasser nach. Weißes
Hemd, schwarze Hose und schwarze Jacke, perfekt. Auch beim Abendessen. Selbst
nach den Tauchgängen steht er schon hinter seiner Theke und serviert Kaffe oder
Tee. Sehr aufmerksam und distanziert. Find ich gut. Patrick hat eine
Überraschung für uns: Der Kontrollhelikopter, der wöchentlich einmal die
gemeldeten Schiffe vor Zabargad und Rocky Island kontrolliert, war gestern
unterwegs. Der Satz sagt eigentlich schon alles. Der Kurs ist NNO und nach
einiger Zeit sind die Umrisse der Berge von Zabargad zu sehen. Zabargad ist militärisches Sperrgebiet und darf nicht
betreten werden. Wir ankern im Westen der Insel mit diesen herrlichen
Gesteinsstrukturen.
Wunderbar bringt die Sonne diese
herrlichen Schichtungen zur Geltung. Manche Hänge sehen aus wie das
Schwarzweißgebäck zu Weihnachten. Wir teilen uns: die größere Gruppe
unternimmt einen Landgang in dieser Nachmittagshitze (zur Zabargadlegende...(ein
Beitrag von Martin)), die kleinere Gruppe (mit mir) geht
tauchen(52´/21m). Zum ersten Mal sehe ich drei ausgewachsene Exemplare des
Herzogs-Schweins-Lippfisches. Die Fische sind etwa 20cm groß. Sonst habe ich
sie nur in ihrer Jungform beobachten können. Ein Diana´s Schweinslippfisch in
seiner juvenilen Form unterhält mich eine ganze Weile. Er hüpft aufgeregt vor
mir herum wie ein aufgeschrecktes Huhn. Auch zum ersten Mal sehe ich die
Jungform des Schwarzweiß-Schnappers, schwarzweiß gefleckt und schwarzweiß
gestreift zugleich. Insgesamt ein herrlicher unberührter Unterwassergarten.
Auch ein Geheimtipp.
Ein Nachttauchgang ist hier
wirklich verboten, also machen wir auch keinen (obwohl es sich sicherlich
gelohnt hätte).
Samstag
Die Fahrt am frühen Morgen
hinüber zu Rockys Island ist kurz, die Sonne noch lange nicht zu sehen. Die
Insel der Träume und in vielen Tauchberichten verherrlicht ist da. Die Lady
lässt uns nordöstlich der Insel ins Wasser(70´/45m); wir gehen gleich auf
Tiefe und schwimmen an der noch dunklen Riffwand entlang. Nichts zu sehen. Kein
Großer zeigt sich. Erst nach der Ecke im Osten, wo die Lady liegt, hören wir
ständig das Piepsen einer Gruppe von Delfinen. Dann plötzlich sind sie da und
wir mittendrin. Direkt unter dem Boot kreisen sie um uns herum und „spielen“.
So wurde doch noch ein erfolgreicher Tauchgang daraus.
Nach dem Frühstück dann
nochmals ein zweiter Tauchgang(57´/42m). Der Zodiak bringt uns nach Nordwest;
eins-zwei-drei-los! Vier Haie liegen in über 50m unten auf dem Boden und
schlafen zunächst; durch unsere Anwesenheit werden sie unruhig und schwimmen
mit anmutigen Bewegungen herum. Wir schwimmen Richtung Nord am Steilhang entlang
und genießen die herrlichen Weichkorallenfelder. Soweit das Auge reicht.
Einfach entlang schweben und an nichts denken. Entspannend. (Stefan und ich
machen das oft im Baggersee, manchmal zwei Stunden lang bis wir wieder zur
Oberfläche kommen) Nach dem Mittagessen geht die Fahrt zurück Richtung Küste
zu einem kleinen Riff namens Gotha Soraya(73´/13m). Ich tauche mit Christian in
geringer Tiefe an diesem wunderschönen Riff entlang; die schönste Riffwand,
die ich je gesehen habe. Zackenbarsche in kleinen Höhlen, frei schwimmende
große Muränen und Schildkröten, offene Federsterne, Nacktschnecken
(Chromodoris) und Strudelwürmer und vieles, vieles mehr. An der Riffkante nicht
mehr abzählbare Fahnenbarsche im kristallklaren Wasser. An Überhängen dann
Büschelbarsche in ihren Verstecken und natürlich wieder rote Korallen. Eine
überwältigende Vielfalt. Was kann das Rote Meer denn noch mehr bieten? Ich
weiß nicht.
Die Fahrt geht weiter zum
südlichsten Punkt unserer Reise. Den Nördlichen Wendekreis haben wir längst
überquert. Wir ankern für die Nacht am Dangerous Reef(33´/17m) und der
Nachttauchgang wird kurz. Zu viele Taucher sind gleichsam unterwegs und bei Anke
und Michael, mit denen ich unterwegs bin, fallen beide geliehene Lampen nach
kurzer Zeit aus. Doch wieder haben sich einige Federsterne gezeigt und auch die
Korallenkrabben, ob braun oder rot, krochen aus ihrem Unterschlupf. Das war’s.
Impressionen unter Wasser Bildquellen: Bernd
Sonntag
Wir sind dann nochmals nach
Habili Habibi zum Early Morning Dive(75´/62m) und wieder tief runter. Ich bin
mit Christian unterwegs und wir planen diesen Tauchgang sorgfältiger als bei
unserem ersten Besuch in diese Tiefe. Dicht nebeneinander sehen wir doch noch
unter uns einen großen Grauen und beim auftauchen in ca. 30m einen riesigen
Barrakudakreisel (Querbänder-Barrakudas), der mit uns an Höhe gewinnt. Es sind
Hunderte von Tieren. Sehr eindrucksvoll. Oben im 5m-Bereich bleibt noch viel
Zeit zum Schauen nach kleinen Dingen. Alle wollen nochmals nach Gotha
Soraya(70´/15m) und hier beenden wir unseren Ausflug nach St. Johns. Stefan,
Anke, Michael und ich wollen diesen wunderbaren Block umrunden, kehren dann aber
nach der Hälfte wegen einsetzender Gegenströmung wieder um. Schweben im Blau.
Sechs Stunden dauert der
gewaltige Schlag nach Norden Richtung Dolphin Reef; unterwegs immer wieder von
Delfinen begleitet. Das Meer ist leicht unruhig doch bei der Größe unserer
Lady gibt es keine grünen Gesichter und flaue Mägen. Der Kapitän steuert
gekonnt durch die Wellenberge, nimmt bei Bedarf Fahrt weg und wir fallen dadurch
in kein Wellental. Ein Meiser seines Faches. Später steuert der erst kurz
angelernte „Ersatzkapitän“ Bernd das Schiff
sicher um Ras Banas herum. Sataya Mitte ist das Ziel für die Nacht und
natürlich für einen Nachttauchgang.
Einige Boote liegen schon da und der Nightdive(52´/8m) entwickelt sich zum Kadaschdrovendauchgang.
Getreten von oben, geschubst von unten und gezerrt von der Seite flüchte ich
ins Freiwasser und suche hier in 8m die Sand- und Schlickfläche ab. Es scheint,
als habe jeder noch einen Bus voller Freunde mitgebracht. Furchtbar, den
Tauchgang vergesse ich auch schnell. Vermutlich bin ich auch vom Süden zu sehr
verwöhnt.
Dafür war danach Party angesagt.
Irgendwann kurz vor 11 Uhr abends
taucht unsere Crew mit einem großen Kuchen und Musik auf. Alle werden von
Patrick nochmals einzeln vorgestellt; man applaudiert sich selbst. Das Oberdeck
wird zur Tanzfläche
und nacheinander werden alle
aufgefordert mitzumachen (deutlich, wer sich ziert, und weniger deutlich für
den Rest) Stefan und „das Mädchen für fast alles“ haben eine eigentümliche Tanzhaltung eingenommen.
Bauch an Bauch gepresst bewegen sie sich "unauffällig" und plötzlich
stieben sie mit einem mächtigen Schupser auseinander. Sehr sonderbar.
Vielleicht ein mir unbekanntes Ritual. Für manche wird diese Nacht lang. Aber
ich bin ja Frühaufsteher und brauche meinen Schlaf.
Montag
In Shaab Masur(66´/52m) am
nächsten Morgen geht es hinunter zu einem Canyon (nicht so spektakulär wie der
Canyon in Dahab, dafür tiefer). Nacheinander kommen wir aus einem kleinen Loch
im Dach des Plateaus in 30m wieder heraus. Sonst hat der Canyon nicht viel zu
bieten außer nacktem Fels. Das Plateau selbst ist schön bewachsen. Beim
Auftauchen dann ein jagender Thun und ein großer Barrakuda im Freiwasser.
Unser letzter Tauchgang
dann nach dem Frühstück im Labyrinth von Shaab Claudio(68´/14m). Ein schönes
Riff. Durchzogen von vielen Gängen in geringer Tiefe mit sehr klarem Wasser.
Besonders schön finde ich die Westseite mit den großen Felskorallen,
dazwischen versteckte Blaupunktrochen. Immer wieder treffe ich beim bummeln mit Michael auf bekannte Gesichter; man kann sich nicht
aus dem Weg gehen.
Gut zwei Stunden später
wird der Steg von Hamata sichtbar; ein deutliches
Zeichen für das Ende der Tauchsafari. Die Anzüge werden ausgewaschen, das
Jacket aufgeblasen und alles zum trocknen ausgelegt. Wir haben noch viel Zeit.
Erst morgen gegen zehn soll der Bus uns zum Flughafen bringen. Viel Zeit also
noch für uns; Zeit den kleinen Hexenmeister ein drittes mal zu sehen oder mit
Tom Hanks auf die einsame Insel zu gehen. Oder
mit Arnold ein Held zu werden. Zeit für so manche Gespräche die auch etwas
tiefer gingen; Zeit für den x-ten Kaffee oder Tee von Felix. Oder fachsimpeln
mit Sven.
Dienstag
Am letzten Morgen wird für
die neue Tour der Proviant an Bord gebracht und unsere Koffer mit dem Zodiak an
Land geschippert und neben einem tropfenden Diesellaster abgestellt. Mit dem „tropfenden
Verlust“ hätte manches deutsche Einfamilienhaus im Winter eine Woche
kuschelig warm sein können. Nun geht alles recht schnell. Manche bleiben noch
in einem Hotel in der Nähe, andere fahren weiter in den Norden und der Rest zum
Flieger nach Marsa Alam. Wieder drei Stunden Fahrt auf einer Straße ohne Autos,
diesmal aber mit Kamelen. Der Kaffee drückt. Anhalten. Weiter. Pünktlich
reihen wir uns in die Schlange am Schalter und bekommen die Bordkarten nach
München. Pünktlich hebt der Flieger ab. In München dann etwas konfus. Manche
finden sich noch um tschüss zu sagen, andere nicht. Ich auch nicht. Zwei
Schalter offen und dazu noch überfüllt. Eine Dame hat ein Einsehen und weitere
Schalter werden geöffnet. Weiterflug nach Frankfurt; vorher noch ein Weizen.
Das schmeckt. Neben uns im Flieger sitzt Reinhold Messner, liest die Bildzeitung
und schläft darüber ein. Verständlich. Kurz nach Mitternacht bin ich mit
Stefan in seiner Wohnung und wir öffnen ein zweites Weizen. Eine schöne Reise hat ihr Ende.