Tauchsafari auf der Lady Sarah

Südtour vom 13.8.-20.8.02 im Roten Meer

Es ist mal wieder soweit. Mitte August nach Ägypten, dass kann doch nicht wahr sein. 43°C im Schatten. Aber nicht auf einem Safariboot. Gebucht haben wir eine einwöchige Reise bei ORCA ins Lahami Bay südlich von Marsa Alam. Zwei Monate vor Reisebeginn dann die Nachricht: Lahami Bay geht nicht, da wird noch mächtig gebaut. Was nun? Alternativ können wir ja ins nächstbeste Hotel oder auf ein Safariboot namens Whisper, das im Mai vom Stapel lief. Was, ein neues Boot? Toll. Da wird ja auch nach ägyptischen Verhältnissen alles noch funktionieren. Zwei Wochen vor Abflug dann die Ernüchterung: angeblich sind wir beide (Stefan und ich) die einzigen Passagiere auf dem Schiff; da macht ORCA nicht mit. Wir werden ohne Zuschlag auf ein anderes Boot umgebucht, die Lady Sarah. Zumindest im Prospekt sieht sie ja wirklich gut aus.

Dienstag

Der erste Flieger geht  kurz vor 7 Uhr nach München, der Sammelstelle aller, die nach Marsa Alam wollen. Denn nur von hier gibt es zur Zeit einen Direktflug. Einige Stunden später dann die pünktliche Landung in Ägyptens sonnigem Süden bei über 40°C. Ganz schön warm. Ein Kleinbus bringt uns und die anderen Reiseteilnehmer (zum Glück war keine geschlossene Gruppe dabei) nach 3 Stunden Fahrt auf der Küstenstraße an den Steg von Hamata. Abenddämmerung. Dieselgeruch und Dieselpfützen, rostige Blechteile und viele verwehte Plastiktüten: Wir sind in Ägypten. Da liegt sie nun im Wasser: Eine wirkliche Lady.

Mit dem Zodiak setzen wir über und Patrick (der Tauchguide) sowie Tim (sein Hilfsassi) begrüßen uns mit einem kühlen Willkommenstrunk. Was für ein Boot. Ein riesiger klimatisierter Aufenthaltsraum! Die Kabinen, auch klimatisiert und mit eigener Toilette und Dusche. Und die Betten sind richtig breit und frisch bezogen. Und alles funktioniert. Wunderbar. Zimmereinteilung, Tauchgerödel verstauen und schon wird der nächste Tag geplant.

Wir haben bei dieser Bootstour die sogenannte „Südtour“ gebucht. Eine festgelegte Reiseroute, die uns bis zu den Riffen von St. Johns führen soll. Doch Patrick hat noch anderes mit uns vor. Davon später.

 

Mittwoch

Vom Steg von Hamata läuft die Lady am späten Morgen dann aus. Unsere erste Station ist Abu Ghalawa(60´/15m), ein kleines Riff mit geringer Tiefe, aber einem gesunkenen Schleppdampfer in 10-15m Tiefe, der kieloben an der Riffwand anlehnt. Patrick „beobachtet“ unser taucherisches Können wohl vom Boot aus; der Checkdive ist beendet. Die Wassertemperatur liegt etwa bei 30°C, mit Shorts und T-Shirt wäre tauchen möglich. Das Wrack und das Riff sind nicht besonders, ich habe Zeit für einen Torpedobarsch und schaue eine Weile zwei Mertens-Partnergrundeln zu.

Einige Seemeilen nordöstlich liegt unser nächster Tauchplatz: Malahy(68´/16m) im Gebiet der Riffe von Fury Shoal. Malahy ist ein Labyrinth von Einzelblöcken, die teils schon oben zusammenwachsen. Ein sehr schönes noch intaktes Riff . Patrick sucht für uns eine Höhle inmitten des Gewirrs. So hat jeder noch etwas Zeit zu Schnorcheln oder das Mittagessen zu verdauen. Also alle miteinander dem Führer folgend finden wir in der geräumigen Höhle fünf kleinere Weisspitzen-Riffhaie vor; teils schwimmend, teils schlafend. Die beiden kleinsten kreisen um uns herum und zeigen keine Furcht. Nachdem nun alle durch die Höhle geschleust wurden, schwimme ich mit Stefan wieder zurück und wir verbringen den Rest unserer Zeit bei diesen Tieren. Fast eine Stunde mit diesen eleganten Schwimmern zusammen ist schon ein Erlebnis. Ein Tier umkreist mich unentwegt und ich kann mich nicht zurückhalten, es mit der Hand mehrmals zu berühren. Die Haut fühlt sich rauh und gummiartig an. Natürlich war es eine Dummheit: Auch ein kleiner Hai von 50cm Länge kann sich blitzschnell umdrehen und zubeißen. Und dann lässt er nicht wieder los. Selbst in einer für den Hai lebensbedrohlichen Situation, z.B. wenn man ihn damit aus dem Wasser hebt, wird er den Biss manchmal nicht lösen (nachzulesen bei Dieter Eichler: Gefährliche Meerestiere erkennen). Außerhalb der Höhle erwarten uns zwei Napoleons und im Freiwasser ein großer Barrakuda, ein Einzelgänger. Dem soll man wohl auch nicht zu nahe kommen. Jede Menge Halbschnäbler schwimmen beim auftauchen dicht unter der Wasseroberfläche um das Boot herum. Ein sehr schöner Tauchgang.

Das Boot legt ab und fährt Richtung Südost bis Sataya(44´/11m) (unterhalb des Dolpinreefs); hier bleiben wir für die Nacht und unternehmen unseren ersten Nachttauchgang. Eine wunderschöne spanische Tänzerin empfängt uns gleich beim Abtauchen im Sand. Wir haben hervorragende Beobachtungsmöglichkeiten (mit meiner Lupe) und entdecken auch die beiden Imperatorgarnelen, die sie ständig begleiten. Man muss sehr genau hinsehen, um die Tiere zu erkennen. In bester roter Tarnung (Partnerlook) krabbeln sie emsig auf der großen Schnecke herum und verschwinden oft im „Mantelsaum“. Aus vielen Löchern des Riffs schauen uns Dutzende leuchtende Augenpaare zu. Manche Scherengarnelen wagen sich auch aus ihren Höhlen heraus und zeigen ihre ganze Schönheit.

 

Donnerstag

Sehr früh am Morgen springen die Diesel an und die Fahrt geht in der Dunkelheit Richtung Küste der Halbinsel von Berenize. Early Morning Dive beim kleinen Riff Abu Diab(70´/43m). In 30m sehen wir einen ausgewachsenen Weisspitzen-Riffhai, sonst gibt es unten nichts zu entdecken (wir haben eben nicht besonderes gesehen). In 5m verbringen wir den Rest unserer Tauchzeit und sehen uns den Riffblock zweimal rundherum an. Viele Schnapper stehen dicht an dicht oben an der Riffkante und wiegen sich mit dem Wellengang. In einer kleinen Höhle habe ich dann Zeit für wiederum noch kleinere braune Korallenkrabben. Das Frühstück ruft...

Es folgt ein langer Schlag bis südlich von White Rock nach Shaab Iman(58´/29m), ein kleines Riff vor dem Mittagessen. Ich habe nicht viel von diesem Tauchgang. Nach 10 Minuten plagen mich mächtige Bauchschmerzen und Blähungen und ich will nur noch zurück zum Schiff. Doch der Zodiak lässt auf sich warten. Soll es das Ende der Tauchsafari für mich sein?

Im Bett in meiner Kabine fühle ich mich am wohlsten, die Bauchschmerzen lassen aber nicht nach. Rettende Engel um mich herum: Annette und Marielis haben die richtigen Medikamente für meine „Unpässlichkeit“ dabei. Der Darm beruhigt sich. Wie oft ist mir ähnliches schon passiert (und nicht nur mir...) Anderer Ort, anderes Essen, und so weiter.

Vielen Dank nochmals für die Hilfe! Den Nachmittag verbringe ich in der Kabine und das Schiff fährt weiter Richtung Süden bis zum Eden Reef(38´/19m), westlich von St. Johns gelegen. Wir sind praktisch da. Erst will ich nicht mit, doch dann sage ich mir, ob im Bett oder unter Wasser: unter Wasser siehst du was. Und es gibt etwas zu sehen. Einen herrlichen Korallengarten! Natürlich wieder mit den beiden Napoleons   (ob die mitgeschwommen sind?) Tischkorallen von beachtlicher Größe. Pilzkorallen, Hirnkorallen, Mosaikkorallen, Rosenkorallen, Feuerkorallen, Stachlige Korallen, Buschkorallen, Dornige Korallen, „Salatblätter“, Fächerkorallen, hab ich was vergessen?

Was ist los? Mein Regulator bläst ab! Was kommt noch alles? Patrick hat den Fehler in wenigen Minuten behoben, nun ist er wieder ok. Nicht nur ein gutes Schiff, auch ein Guide mit gut sortierter Reparaturwerkstatt. Was will man mehr! Wir fahren zu unserem Nachtliegeplatz nach St. Johns Downtown, dem westlichsten Riff der Gruppe. Auch andere Boote haben sich schon eingefunden, die Heaven One, die Admera und andere.

Das Ende des Bughalteseils (vermutlich mache ich mich damit lächerlich aber ich kenne nicht den richtigen seemännischen Ausdruck. Aber auch der ADAC lernt momentan dazu: es soll wieder Blinker beim Auto heißen und nicht mehr Fahrtrichtungsanzeiger! Jawohl.) Also am Ende des Seils ist ein kleiner Riffblock, der unten einen viel kleineren Durchmesser besitzt als oben. Wie ein Pfifferling etwa. Da machen wir den Nachttauchgang. Dieser Block ist sowas von schön, man glaubts fast nicht. Fünf Nachttauchgange könnte ich hier machen und immer wieder neues entdecken. Das Rote Meer auf kleinstem Raum. Toll sind die Überhänge, kreischend bunt und vielfältig bewachsen. Die Anemonen gegen langsam auf. Ein Festival für spanische Tänzerinnen scheint hier zu sein; welche kann am besten tanzen? Dieser Pfifferling ist ein Geheimtipp. Das Sakara-Bier schmeckt mir auch wieder, der Bauch ist still. Wir sitzen noch wie üblich eine Weile zusammen und teilen uns unsere Eindrücke mit. Ein wirklich schöner Tauchgang.

 

Freitag

Heute wird’s hart, hammerhart. Gut dass ich morgens nicht auf die Uhr schaue, wenn die Schiffsdiesel anspringen und das Schiff Fahrt auf nimmt. Aber heute morgen war wirklich früh. Wir sind auf dem Weg nach Habili Ali(71´/58m), von Patrick liebevoll Habili Habibi genannt. Das Riff hat die Form einer liegenden Banane, die Lady lässt uns am Westende ins Wasser. Und es geht tief runter. Patrick voraus, fast alle hinterher. Ich auch. Konfus und chaotisch, ohne Ordnung. Auf 50m sehe ich Patrick und Christian tief unter mir, Schatten über mir. In dieser Tiefe ist das Meer kobaltblau, es ist traumhaft schön in diesem Blau, nichts weiter als dieses Blau. Traumhaft schön und unheimlich zugleich. Ich höre Patrick schreien! Er fuchtelt mit den Händen durchs Wasser und deutet Stierhörner an? Da sehe ich sie. Drei mächtige Tiere kommen direkt auf mich zu, Entfernung vielleicht 10m. Hammerhaie. Nebeneinander. Der Linke schwimmt links vorbei, der Rechte rechts vorbei und der mittlere hält in kurzem Abstand inne und dreht seitlich ab. Das waren nur Sekunden. Aber die sehen gar nicht so hässlich aus wie ich dachte. Mit ihrem verbreiterten Kopf bzw. gebogener Stirn schwimmen sie elegant und anmutig. Ein Flossenschlag ist kaum zu sehen. Was für ein Augenblick. Das ich diese Tiere jemals zu Gesicht bekomme. Das habe ich nicht erhofft. Dann plötzlich noch mehrere graue Riffhaie um mich herum und dann ist der Spuk auch schon vorbei. Ich halte mich an Annette und Marielis und wir tauchen gemeinsam noch oben. 100bar in 10m haben wir noch. Fast eine Stunde lang bleiben wir in dieser Höhe und umrunden dabei das halbe Riff. Lady Sarah liegt am Ostende vor Anker. Kurz vor der Leine dann doch noch ein Highlight: Büffelkopf-Papageienfische. Sie ähneln irgendwie einer ausgestorbenen Saurierart. Das Fische sooo große Zähne haben können. Und alle Dinge sind drei: ein Dutzend Delfine tauchen plötzlich mit ihrem charakteristischen Pfeifen auf und schwimmen um uns herum. Ein Lärm unter Wasser! Frühstück.

Nach dem Frühstück bleiben wir hier und machen den zweiten Tauchgang an Habili Habibi(65´/31m), allerdings nicht mehr so tief. Viele Weichkorallen wachsen im oberen Bereich, die Farben reichen von weiß über orange und rot bis zum kräftigen lila. Ein Blumenladen. Ich habe viel Zeit und schaue in viele Höhlen und unter Überhänge. Überall gibt es genug zu sehen. Auch rote Korallen. Man möchte alles erfassen (nicht anfassen!) und abspeichern. Doch man merkt auch schnell, dass das für das Gehirn eine Überforderung ist. Drei große Hornhechte stehen unter der Wasseroberfläche in der Strömung und haben ihre Jagdposition eingenommen. Makrelen patrouillieren im Freiwasser vor der Riffwand und warten auf eine günstige Gelegenheit zum zuschlagen. Super klares Wasser. Und oben beim Schiff wieder die kleinen Halbschnäbler. Hab ich vergessen, die beiden Napoleons zu erwähnen?

Die Schiffsglocke wird geläutet: Mittagessen. Wie an jedem Tag ist es reichhaltig und nett zubereitet. Manches muss man nachwürzen, aber sonst alles ok. Felix, Mister Brasil und Ober an Bord ist sehr aufmerksam und schenkt das Wasser nach. Weißes Hemd, schwarze Hose und schwarze Jacke, perfekt. Auch beim Abendessen. Selbst nach den Tauchgängen steht er schon hinter seiner Theke und serviert Kaffe oder Tee. Sehr aufmerksam und distanziert. Find ich gut. Patrick hat eine Überraschung für uns: Der Kontrollhelikopter, der wöchentlich einmal die gemeldeten Schiffe vor Zabargad und Rocky Island kontrolliert, war gestern unterwegs. Der Satz sagt eigentlich schon alles. Der Kurs ist NNO und nach einiger Zeit sind die Umrisse der Berge von Zabargad zu sehen. Zabargad ist militärisches Sperrgebiet und darf nicht betreten werden. Wir ankern im Westen der Insel mit diesen herrlichen Gesteinsstrukturen. Wunderbar bringt die Sonne diese herrlichen Schichtungen zur Geltung. Manche Hänge sehen aus wie das Schwarzweißgebäck zu Weihnachten. Wir teilen uns: die größere Gruppe unternimmt einen Landgang in dieser Nachmittagshitze (zur Zabargadlegende...(ein Beitrag von Martin)), die kleinere Gruppe (mit mir) geht tauchen(52´/21m). Zum ersten Mal sehe ich drei ausgewachsene Exemplare des Herzogs-Schweins-Lippfisches. Die Fische sind etwa 20cm groß. Sonst habe ich sie nur in ihrer Jungform beobachten können. Ein Diana´s Schweinslippfisch in seiner juvenilen Form unterhält mich eine ganze Weile. Er hüpft aufgeregt vor mir herum wie ein aufgeschrecktes Huhn. Auch zum ersten Mal sehe ich die Jungform des Schwarzweiß-Schnappers, schwarzweiß gefleckt und schwarzweiß gestreift zugleich. Insgesamt ein herrlicher unberührter Unterwassergarten. Auch ein Geheimtipp.

Ein Nachttauchgang ist hier wirklich verboten, also machen wir auch keinen (obwohl es sich sicherlich gelohnt hätte).

 

Samstag

Die Fahrt am frühen Morgen hinüber zu Rockys Island ist kurz, die Sonne noch lange nicht zu sehen. Die Insel der Träume und in vielen Tauchberichten verherrlicht ist da. Die Lady lässt uns nordöstlich der Insel ins Wasser(70´/45m); wir gehen gleich auf Tiefe und schwimmen an der noch dunklen Riffwand entlang. Nichts zu sehen. Kein Großer zeigt sich. Erst nach der Ecke im Osten, wo die Lady liegt, hören wir ständig das Piepsen einer Gruppe von Delfinen. Dann plötzlich sind sie da und wir mittendrin. Direkt unter dem Boot kreisen sie um uns herum und „spielen“. So wurde doch noch ein erfolgreicher Tauchgang daraus.

Nach dem Frühstück dann nochmals ein zweiter Tauchgang(57´/42m). Der Zodiak bringt uns nach Nordwest; eins-zwei-drei-los! Vier Haie liegen in über 50m unten auf dem Boden und schlafen zunächst; durch unsere Anwesenheit werden sie unruhig und schwimmen mit anmutigen Bewegungen herum. Wir schwimmen Richtung Nord am Steilhang entlang und genießen die herrlichen Weichkorallenfelder. Soweit das Auge reicht. Einfach entlang schweben und an nichts denken. Entspannend. (Stefan und ich machen das oft im Baggersee, manchmal zwei Stunden lang bis wir wieder zur Oberfläche kommen) Nach dem Mittagessen geht die Fahrt zurück Richtung Küste zu einem kleinen Riff namens Gotha Soraya(73´/13m). Ich tauche mit Christian in geringer Tiefe an diesem wunderschönen Riff entlang; die schönste Riffwand, die ich je gesehen habe. Zackenbarsche in kleinen Höhlen, frei schwimmende große Muränen und Schildkröten, offene Federsterne, Nacktschnecken (Chromodoris) und Strudelwürmer und vieles, vieles mehr. An der Riffkante nicht mehr abzählbare Fahnenbarsche im kristallklaren Wasser. An Überhängen dann Büschelbarsche in ihren Verstecken und natürlich wieder rote Korallen. Eine überwältigende Vielfalt. Was kann das Rote Meer denn noch mehr bieten? Ich weiß nicht.

Die Fahrt geht weiter zum südlichsten Punkt unserer Reise. Den Nördlichen Wendekreis haben wir längst überquert. Wir ankern für die Nacht am Dangerous Reef(33´/17m) und der Nachttauchgang wird kurz. Zu viele Taucher sind gleichsam unterwegs und bei Anke und Michael, mit denen ich unterwegs bin, fallen beide geliehene Lampen nach kurzer Zeit aus. Doch wieder haben sich einige Federsterne gezeigt und auch die Korallenkrabben, ob braun oder rot, krochen aus ihrem Unterschlupf. Das war’s.

Impressionen unter Wasser    Bildquellen: Bernd

 

Sonntag

Wir sind dann nochmals nach Habili Habibi zum Early Morning Dive(75´/62m) und wieder tief runter. Ich bin mit Christian unterwegs und wir planen diesen Tauchgang sorgfältiger als bei unserem ersten Besuch in diese Tiefe. Dicht nebeneinander sehen wir doch noch unter uns einen großen Grauen und beim auftauchen in ca. 30m einen riesigen Barrakudakreisel (Querbänder-Barrakudas), der mit uns an Höhe gewinnt. Es sind Hunderte von Tieren. Sehr eindrucksvoll. Oben im 5m-Bereich bleibt noch viel Zeit zum Schauen nach kleinen Dingen. Alle wollen nochmals nach Gotha Soraya(70´/15m) und hier beenden wir unseren Ausflug nach St. Johns. Stefan, Anke, Michael und ich wollen diesen wunderbaren Block umrunden, kehren dann aber nach der Hälfte wegen einsetzender Gegenströmung wieder um. Schweben im Blau.

Sechs Stunden dauert der gewaltige Schlag nach Norden Richtung Dolphin Reef; unterwegs immer wieder von Delfinen begleitet. Das Meer ist leicht unruhig doch bei der Größe unserer Lady gibt es keine grünen Gesichter und flaue Mägen. Der Kapitän steuert gekonnt durch die Wellenberge, nimmt bei Bedarf Fahrt weg und wir fallen dadurch in kein Wellental. Ein Meiser seines Faches. Später steuert der erst kurz angelernte „Ersatzkapitän“ Bernd das Schiff sicher um Ras Banas herum. Sataya Mitte ist das Ziel für die Nacht und natürlich für einen Nachttauchgang. Einige Boote liegen schon da und der Nightdive(52´/8m) entwickelt sich zum Kadaschdrovendauchgang. Getreten von oben, geschubst von unten und gezerrt von der Seite flüchte ich ins Freiwasser und suche hier in 8m die Sand- und Schlickfläche ab. Es scheint, als habe jeder noch einen Bus voller Freunde mitgebracht. Furchtbar, den Tauchgang vergesse ich auch schnell. Vermutlich bin ich auch vom Süden zu sehr verwöhnt.

Dafür war danach Party angesagt. Irgendwann kurz vor 11 Uhr abends taucht unsere Crew mit einem großen Kuchen und Musik auf. Alle werden von Patrick nochmals einzeln vorgestellt; man applaudiert sich selbst. Das Oberdeck wird zur Tanzfläche  und nacheinander werden alle aufgefordert mitzumachen (deutlich, wer sich ziert, und weniger deutlich für den Rest) Stefan und „das Mädchen für fast alles“ haben eine eigentümliche Tanzhaltung eingenommen. Bauch an Bauch gepresst bewegen sie sich "unauffällig" und plötzlich stieben sie mit einem mächtigen Schupser auseinander. Sehr sonderbar. Vielleicht ein mir unbekanntes Ritual. Für manche wird diese Nacht lang. Aber ich bin ja Frühaufsteher und brauche meinen Schlaf.

 

Montag

In Shaab Masur(66´/52m) am nächsten Morgen geht es hinunter zu einem Canyon (nicht so spektakulär wie der Canyon in Dahab, dafür tiefer). Nacheinander kommen wir aus einem kleinen Loch im Dach des Plateaus in 30m wieder heraus. Sonst hat der Canyon nicht viel zu bieten außer nacktem Fels. Das Plateau selbst ist schön bewachsen. Beim Auftauchen dann ein jagender Thun und ein großer Barrakuda im Freiwasser.

Unser letzter Tauchgang dann nach dem Frühstück im Labyrinth von Shaab Claudio(68´/14m). Ein schönes Riff. Durchzogen von vielen Gängen in geringer Tiefe mit sehr klarem Wasser. Besonders schön finde ich die Westseite mit den großen Felskorallen, dazwischen versteckte Blaupunktrochen. Immer wieder treffe ich beim bummeln mit Michael auf  bekannte Gesichter; man kann sich nicht aus dem Weg gehen.

Gut zwei Stunden später wird der Steg von Hamata sichtbar; ein deutliches Zeichen für das Ende der Tauchsafari. Die Anzüge werden ausgewaschen, das Jacket aufgeblasen und alles zum trocknen ausgelegt. Wir haben noch viel Zeit. Erst morgen gegen zehn soll der Bus uns zum Flughafen bringen. Viel Zeit also noch für uns; Zeit den kleinen Hexenmeister ein drittes mal zu sehen oder mit Tom Hanks auf die einsame Insel zu gehen. Oder mit Arnold ein Held zu werden. Zeit für so manche Gespräche die auch etwas tiefer gingen; Zeit für den x-ten Kaffee oder Tee von Felix. Oder fachsimpeln mit Sven.

 

Dienstag

Am letzten Morgen wird für die neue Tour der Proviant an Bord gebracht und unsere Koffer mit dem Zodiak an Land geschippert und neben einem tropfenden Diesellaster abgestellt. Mit dem „tropfenden Verlust“ hätte manches deutsche Einfamilienhaus im Winter eine Woche kuschelig warm sein können. Nun geht alles recht schnell. Manche bleiben noch in einem Hotel in der Nähe, andere fahren weiter in den Norden und der Rest zum Flieger nach Marsa Alam. Wieder drei Stunden Fahrt auf einer Straße ohne Autos, diesmal aber mit Kamelen. Der Kaffee drückt. Anhalten. Weiter. Pünktlich reihen wir uns in die Schlange am Schalter und bekommen die Bordkarten nach München. Pünktlich hebt der Flieger ab. In München dann etwas konfus. Manche finden sich noch um tschüss zu sagen, andere nicht. Ich auch nicht. Zwei Schalter offen und dazu noch überfüllt. Eine Dame hat ein Einsehen und weitere Schalter werden geöffnet. Weiterflug nach Frankfurt; vorher noch ein Weizen. Das schmeckt. Neben uns im Flieger sitzt Reinhold Messner, liest die Bildzeitung und schläft darüber ein. Verständlich. Kurz nach Mitternacht bin ich mit Stefan in seiner Wohnung und wir öffnen ein zweites Weizen. Eine schöne Reise hat ihr Ende.

Vermutlich sieht mich die Lady noch einmal.

 

Die Route

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