Safaga Oktober 1998

Reisebericht


Bildbeschriftung

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Der Flug von Frankfurt nach Hurghada und der anschließende Transfer waren schon spannend. Es war meine erste Reise an das Rote Meer in Begleitung eines erfahrenen Tauchers, Emil. Untergebracht waren wir im Schams Safaga, einem Mittelklassehotel direkt am Meeresufer. Vor dem Hotel gibt es einen herrlichen Sandstrand, sodass auch Familienmitglieder, die nicht tauchen, wenigstens schwimmen oder schnorcheln können. Abends werden die Hotelgäste mit irgendwelchen Animationen "belästigt", viel mehr ist hier nicht los.

Die Tauchbasis liegt direkt vor dem Hotel und hat mehrere Schiffe, um die Riffs anzusteuern. Wir bekamen einen Tauchguide zugeteilt, der uns die gesamte Woche betreute und mit uns unterwegs war. Am nächsten Morgen ging es schon los zum

Tobia Soraya: Ein kleines Riff (13m) zum eingewöhnen, in einer Stunde war man rum. Nachmittags dann zum

Gamul Kebir(15m): Es liegt weiter südlich, es gab viel neue Dinge zu entdecken; ein erster Oktopus und viele, viele Fahnenbarsche.

Mit 14kg Blei ging ich bei voller Montur(7mm Hose und Jacke) ins Wasser  oder mit 12kg, falls ich nur das Oberteil anhatte. Der Auftrieb im Roten Meer ist gewaltig. So konnte ich noch prima in den oberen 3 Metern tarieren.

Am nächsten Tag ging es zum 

Ras Abu Soma(29m): Ein Uferriff, insgesamt toll, toll, toll! Nachmittags sind wir noch mal nach Gamul Kebir gefahren und hatten Glück: 7 große ausgewachsene Barrakudas auf einer Seegraswiese direkt vor uns. Mit ihrem durchdringenden Blick sind sie schon zum fürchten. Emil ging sehr dicht an sie heran und schon löste sich einer aus der Gruppe und kam langsam auf uns zu. Ich erwischte meinen Buddy gerade noch an der Flosse und zog ihn zurück. Eine Gruppe Russen, die mit uns auf dem Boot waren, spielten mit einem Kofferfisch der sich in dieser Stresssituation aufblies, um nicht gefressen zu werden. An Bord hat ihnen dann einer auf deutsch eine Standpauke gehalten; ob sie es begriffen haben? 

Panoramariff: Ein echtes Highlight, wären da nicht die anderen 10 Boote mit je 15 Tauchern gewesen, die dieselbe Idee hatten. Emil und ich waren in 40m in dieser viereckigen Höhle an der Südostseite, die voll mit Glasfischen war und auch mit Fächerkorallen bewachsen. Mehrere große Tischkorallen in 20m und zwei große Muränen, die sich wohl nicht leiden konnten und unter meinem Bauch miteinander balgten.

Am vierten Tag nochmals Ras Abu Soma: Diesmal das einzige Boot und wir hatten wirklich viel Zeit, auch die kleineren Dinge zu beobachten, die man beim ersten Tauchgang nicht wahrnimmt. Emil zog mich plötzlich auf die Seite; einer der Rotfeuerfische wollte durch mich hindurch. Sein Angriff galt jedoch einem Rivalen, der ebenfalls Stacheln hatte.

Bekannt sind die Seven Pillars: Sieben Türme (bis16m), die wie magisch eine Menge Unterwasserfotografen anziehen und man vor lauter Luftbläschen fast keine Pillars mehr sieht. Es waren keine Wolken, die aufzogen, es waren die Boote, die die Sonnenstrahlen nicht hinunterließen. Wir blieben im Schneidersitz einfach vor einer Stelle am Riff schweben und beobachteten die kleinen und die "großen" Fische.

Shab Sher: Weit im Süden nach einer Stunde Fahrt erreichten wir diese Insel, auf der eine Art Signal für die Seefahrt stand. Wir tauchten an der Ostseite um die Kante herum nach Nordwesten und waren inmitten eines riesigen Korallengartens. Große Hirnkorallen in dieser großartigen Landschaft verführten uns zum fliegen über "Berg und Tal": ein dreidimensionales Erlebnis! Stachelmakrelen waren auf der Jagd; sie sind so schnell wie die Vögel am Himmel!

Obwohl die See etwas rau war, entschlossen wir uns zu einem Besuch der Salem Express: In 10m -30m Tiefe liegt sie, gesunken im Dezember 91, kommend von einer Pilgerfahrt  von Mekka und noch wenige Kilometer vom sicheren Hafen entfernt auf ein Riff gelaufen. Die Spur im Riff ist deutlich zu sehen. Viele Utensilien der Fahrgäste liegen noch weit verstreut auf dem Meeresgrund. Eine große Tragödie. Korallen bewachsen schon wieder die Schiffswände, das Meer erobert sich in kurzer Zeit alles zurück. Dazwischen ein Riesenzackenbarsch und ein großer Tunfisch. Wieder Makrelen auf der Jagd. Wir schwimmen das Oberdeck entlang und sehen hinunter in den Salon, wo zwischen den noch angeschraubten Tischen die Stühle sich verkeilt haben. Ein Stück runter und zwischen den Schornsteinen hindurch hinter zu den Schrauben. Dann wieder nach vorne und ein Blick in die Brücke, vieles unberührt. Abseits vom Schiff finde ich einen Kasten mit einer Art 3-dimensionalem Kreisel, der Kreiselkompass?  Die Rückkehr ins Boot gestaltet sich äußerst schwierig, die Einstiegsleiter ist kaum zu ergreifen, sie schlägt wie wild hoch und runter. Wehe wer hier nicht aufpasst. Doch wir sind alle heil an Bord gekommen. Oben war es dann ziemlich still, die Eindrücke des Unglücks wirkten noch nach.

Am letzte Tag lungerten wir am Strand herum, tauchen war untersagt wegen des Rückfluges. In meinem Bauch begann es zu rumoren, ich hatte am Abend zuvor ein zu kaltes Bier getrunken. Mehr auf der Toilette in den Flughäfen oder auf der  Bordtoilette des Airbusses gelangte ich wieder nach Hause.

Insgesamt aber nach allem was ich vom Roten Meer gesehen habe, einer meiner schönsten Tauchreisen überhaupt. Safaga lohnt sich, die Unterwasserwelt ist noch in Ordnung.

 

Zurück zur Homepage